11. Oktober 2019
Azubis sammeln internationale Berufserfahrung
Franziska Flohr lernte im Rahmen ihres Auslandspraktikums den britischen Arbeitsalltag kennen.
Großbritanniens Ausstieg aus der Europäischen Union ist allgegenwärtig. Eine Entscheidung, die seit Monaten die Nachrichtenwelt so sehr bestimmt, dass man ihrer beinah überdrüssig geworden ist. So recht glauben wollte man den Austritt nach etlichen verstrichenen Androhungen ohnehin nicht mehr. Und überhaupt: Was schert uns der Wahnsinn im Vereinigten Königreich eigentlich? „Eine ganze Menge“, findet Franziska Flohr. Die 20-Jährige absolviert gerade ihre Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement bei GEW Wilhelmshaven. Ein dreiwöchiges Auslandspraktikum im englischen York gehört dabei zu jenen besonderen Angeboten, mit denen der Energieversorger seinen Unternehmensnachwuchs im zweiten Lehrjahr fördert. „Normalerweise wäre ich erst 2020 dran gewesen, aber aufgrund des BREXIT wurde das Ganze vorgezogen. Die Planung war infolgedessen ziemlich spontan“, erzählt die gebürtige Jeveranerin und fügt lachend hinzu: „Ich war ziemlich erleichtert, als es Anfang Juni endlich losging.“
Kultur erleben und Erfahrung sammeln
Die Unsicherheit ist groß. Diesseits und jenseits der Insel. „Meine Gasteltern finden, die Entscheidung sei eine Katastrophe für ihre Heimat und meine Sprachschule weiß nicht, wie es weitergehen soll, wenn es keine europäischen Förderprojekte für ausländische Schüler und Studenten mehr gibt“, erklärt die 20-Jährige. Sie selbst habe vom EU-Programm Erasmus + 2019 profitiert, schwärmt die Auszubildende. Nach einem einwöchigen Sprach-Intensivkurs arbeitete Franziska Flohr 14 Tage im Büro der Sprachschule. Learning by doing. „Das hat mir mehr gebracht als der gesamte Englisch-Unterricht an der Schule“, betont die Abiturientin. Aufgrund ihrer hervorragenden Sprachkenntnisse und des damit verbundenen KMK-Fremdsprachenzertifikats konnte sie an den Berufsbildenden Schulen Wilhelmshaven die Zusatzqualifikation Kauffrau für internationale Geschäftstätigkeiten erwerben. Der Einblick in den britischen Berufs- und Familienalltag habe ihr bei der Prüfung sehr geholfen, unterstreicht die Auszubildende von GEW Wilhelmshaven.
Glücksgriff Auslandspraktikum
Vieles sei allerdings anderes als bei uns. Allem voran das englische Essen, das bekanntlich nicht den besten Ruf genießt. „Mir hat es jedoch geschmeckt“, sagt die 20-Jährige. Dass sie in ihrer Gastmutter eine Verbündete für fleischlose Gerichte gefunden hat, war für beide ein Glücksgriff: „Ihr Mann und ihre beiden Söhne stehen nicht auf vegetarische Küche. Sie hat sich daher gefreut, wenn wir beide zusammen gekocht haben.“ Nicht nur kulinarisch hat Franziska Flohr das Land gefallen. Die Mentalität sei eine andere als bei uns. Die Menschen wären einfach zufriedener und gleichzeitig offen für Neues. „Meine Kollegen konnten anfangs gar nicht glauben, dass ich neben der Ausbildung noch die Schulbank drücke. Unser duales System kannten sie gar nicht und wollten alles darüber wissen“, erinnert sie sich. Begeistert war sie, dass man ihr von Anfang an viel zutraute. Zum Beispiel die kompletten Bestellprozesse für den Schulkiosk: „In diesem Zusammenhang kam mir zugute, dass wir bei GEW Wilhelmshaven lernen, eigenverantwortlich zu arbeiten. Bei uns sind wir niemals ,nur‘ die Azubis, sondern stets Teil des Unternehmens.“