28. Juni 2021
So klappt der Widerruf bei Haustürgeschäften
Wer Verträge an der Haustür abschließt, erlebt oft eine böse Überraschung.
Sylvia Neunaber kümmert sich bei GEW Wilhelmshaven um die Betroffenen.
Haustürgeschäfte klingen erst einmal harmlos, doch oft steckt kriminelle Energie dahinter. Gemeint sind damit jene Kaufverträge, die quasi zwischen Tür und Angel oder am Telefon abgeschlossen werden. Die meisten von uns bringen sie mit Abonnements für Zeitschriften in Verbindung. Mindestens genauso viele glauben, dass ihnen das nicht passieren könnte. Dass sie sich niemals etwas von einem Unbekannten aufschwatzen lassen würden und schon gar nicht ihre Bankverbindung preisgeben würden.
Die Realität sieht leider anders aus. Allerdings handelt es sich heutzutage in der Regel nicht mehr um bunte Blättchen, sondern um Vertragswechsel zu einem anderen Energieversorger oder Telekommunikationsanbieter, die den Betroffenen untergeschoben werden. Ein betrügerisches Geschäftsmodell mit steigender Tendenz.
Ansprechpartner vor Ort
„Wenn ich an einem Tag gleich mehrere Kündigungen aus einem Straßenzug erhalte, schrillen bei mir die Alarmglocken. Das ist ein sicheres Zeichen dafür, dass die Drückerkolonnen in diesem Stadtteil unterwegs sind“, erklärt Sylvia Neunaber. Seit 2020 ist die 43-jährige Kauffrau für Bürokommunikation bei GEW Wilhelmshaven zuständig für die Kundenrückgewinnung. Ein Bereich, in dem die Information und Aufklärung sowie im Fall von Haustürgeschäften die professionelle Hilfe und der persönliche Kontakt zu den Geschädigten im Vordergrund stehen.
„Vielen ist nämlich gar nicht bewusst, dass sie ihren Vertrag bei uns beendet haben. Das merken sie erst, wenn ich mich bei ihnen melde“, stellt Sylvia Neunaber immer wieder fest. Die Kunden gehen vielmehr davon aus, dass sie mit ihrer Unterschrift lediglich ein unverbindliches Angebot einholen. Wenn ihnen klar wird, was tatsächlich passiert ist, sind sie fassungslos. Die gebürtige Jeveranerin weiß, worauf es in diesem Moment ankommt: „Ein offenes Ohr, Verständnis und unbürokratische Unterstützung. Wir lassen niemanden in dieser Situation allein und versuchen den Vertrag umgehend zu annullieren.“
Wettlauf gegen die Zeit
Hierbei gilt es einiges zu beachten. Denn nach geleisteter Unterschrift verbleiben Verbrauchern, die beispielsweise in der Grundversorgung bei GEW Wilhelmshaven sind, nur noch zwei Wochen, um den Vertrag zu widerrufen. Anschließend wechseln sie, selbst wenn dies nicht von ihnen beabsichtigt war, zu dem neuen Anbieter. „Eine äußerst schäbige Vorgehensweise“, wie die GEW-Mitarbeiterin findet. Zumal die bevorzugten Zielgruppen ältere Menschen und Mitbürger mit einem Migrationshintergrund sind. Dass sie hier eingreifen und helfen kann, schätzt Sylvia Neunaber sehr an ihrem Arbeitsplatz.
Neben Mitgefühl ist Zeit in diesem Fall der alles entscheidende Faktor. Schließlich beginnt die 14-tägige Widerrufsfrist am Tag nach dem Vertragsschluss. GEW Wilhelmshaven bietet daher einen kostenlosen Widerrufservice an. Das Online-Formular findet man auf der Homepage: „Selbstverständlich kann man mich auch direkt anrufen. Das ist der große Vorteil eines regional verwurzelten Unternehmens. Bei uns hat der Kundenservice ein Gesicht.“ Sylvia Neunaber erledigt dann alles für die betroffenen Kunden und kümmert sich um den gesamten bürokratischen
Aufwand. Und sollte die Widerrufsfrist bereits abgelaufen sein, regelt sie alles für eine Rückkehr nach Vertragsablauf, sodass sich Kunden keine Fristen merken müssen.