20. Dezember 2019
Ein Hafenlicht für den Stadtnorden
Voslapp erfindet sich neu. Mit Menschen, die anpacken und vereinen, indem sie Gutes zu bewahren und Neues wagen.
Tradition trifft Moderne. Damit lässt sich wohl Voslapp als nördlichster Wilhelmshavener Stadtteil am besten beschreiben. Tradition braucht jedoch immer Symbole, an denen sich die Menschen orientieren – und zwar Menschen jeder Generation. Thomke Schulz und Martin Harms stehen stellvertretend für viele engagierte Voslapper, die Traditionen in ihrem Stadtteil für jedermann inszenieren wollen: Alte Traditionen werden neu aufgelegt und neue Symbole geschaffen.
Leuchtfeuer-Rekonstruktion als Projekt der Generationen.
Die Nachbildung des alten Voslapper Leuchtturms beweist, wie sich die Vergangenheit in moderne Traditionen wandeln kann. „Mit den ersten Planungen haben wir bereits vor fünf Jahren bei mir auf der Terrasse begonnen“, erinnert sich Martin Harms, Vorsitzender der „Gemeinschaft der Gewerbetreibenden Voslapp“ (GGV). Konkret wurde das Ganze dennoch erst im Frühjahr 2018. „Damals haben Dr. Jens Graul und ich beschlossen, die Idee endlich wieder anzuschieben“, erzählt der 69-Jährige. Nach einem Besuch der Berufsbildenden Schulen (BBS) stand fest, der Nachbau soll von den Schülern im Rahmen ihrer Ausbildung umgesetzt werden. „Wir wussten seinerzeit allerdings noch nicht, wie wir das finanziell stemmen sollen“, gibt der Vorsitzende offen zu.
„Zum Glück konnten wir GEW Wilhelmshaven als unseren Hauptsponsor gewinnen“, freut sich Martin Harms. Kein anderes Einzelprojekt des Energieversorgers wurde 2019 großzügiger bedacht als dieses. Dafür gibt es eine einfache Erklärung: Es ist der generationsübergreifende Gedanke, der dank der Kooperation mit der Schule zudem eine soziale Komponente hat. Viele andere folgten dem Beispiel des Energieversorgers. Von allen Seiten gab es Unterstützung. Mal tatkräftig, mal finanziell. Am Ende sei dadurch etwas entstanden, das selbst seine kühnsten Erwartungen übertroffen hat, betont der ehemalige Bezirksschornsteinfegermeister und würde am liebsten alle umarmen. Denn das Kulturprojekt „Alter Voslapper Leuchtturm“ ist für ihn noch weit mehr als nur ein Hingucker auf dem Marktplatz. Es ist ein Symbol für das Zusammengehörigkeitsgefühl des Stadtteils.
Gemeinschaft heißt gemeinsam
Solche Visionen könne man immer nur zusammen mit anderen Gleichgesinnten realisieren, weiß Thomke Schulz aus Erfahrung. In diesem Sommer hat die 35-Jährige zum ersten Mal und überaus erfolgreich das Siedlerfest organisiert und damit nach zweijähriger Pause wieder mit Leben gefüllt. Ihr Motto: „Hand in Hand. Gemeinschaft heißt gemeinsam.“ Die Voslapper musste sie nicht lange bitten. „Der Zuspruch war riesig. Unser vierköpfiges Organisationsteam bekam Hilfe von allen Seiten. Voslapp machte dabei nicht nur für den beliebten Umzug buchstäblich mobil. Sogar fast alle Häuser entlang der Route waren geschmückt – es war wie in Neues Symbol am Marktplatz: Das Alte Voslapper Leuchtfeuer Voslapper Leuchtturm 21 meiner Kindheit, nur modern. Für all das kann ich mich gar nicht oft genug bedanken“, schwärmt die gebürtige Voslapperin.
Es ist ein Geben und Nehmen. Vor neun Jahren hat sie sich mit ihrem Mann Frank den Traum von der Selbstständigkeit erfüllt: „Dadurch fühle ich mich für meinen Stadtteil noch mehr als vorher verantwortlich.“ Für sie selbst sei es deshalb ein sehr emotionaler Augenblick gewesen, als die Veranstaltung unter ihrer Leitung reaktiviert wurde. „Ich habe immer hier gewohnt. Das Siedlerfest ist für mich etwas, das in mir gleichermaßen Heimatgefühle und Lokalpatriotismus erweckt“, bringt Thomke Schulz es auf den Punkt. Und offensichtlich nicht nur bei ihr. Dass es 2020 eine Wiederholung geben wird, steht schon fest. Der Titel ebenso: „Mehr am Meer.“
Das Voslapper Leuchtfeuer passt somit perfekt zum Thema als weiteres integrierendes Symbol in ihrem Stadteil. Die fünf Meter hohe Replik ist im Maßstab 1:5 ein handwerkliches Meisterwerk und gleicht dem 1961 abgerissenen Original in allen Einzelheiten. „Was die Schüler und Schülerinnen der BBS hier geleistet haben, kann man gar nicht genug loben“, unterstreicht Martin Harms und fiebert jetzt dem Moment entgegen, an dem im Leuchtturm die Lichter angehen. Angedacht ist, das Anleuchten mit einem kleinen Fest zu begehen. Vielleicht entsteht daraus sogar eine neue Tradition: „Der ,Alte Voslapper Leuchtturm‘ soll zum Wahrzeichen für uns werden. Ein Hafenlicht und maritimer Wachtmeister im Stadtnorden.“